Out of forest, 2019

 



In der freien Natur hatten sie keine Chance, nun im musealen Kontext, haben sie gemeinsam oder auch einzeln, die Option auf den einen oder anderen großen Auftritt. Es sind die „Loser” des Waldes sagt Arno Popotnig, im heimischen Idiom nennt man jene Stämme, die aufgrund eines Mangels an Licht nicht besser wachsen können, „Unterständler”. Verschiedene Gehölze, allesamt mit einem Durchmesser von rund 5 Zentimetern und einer Höhe von 30 wurden mit farbig bemalten Schnittflächen individualisiert, zu einem im Raum stehenden Stäbekollektiv gefügt. Ihre Anzahl von 299 entspricht just den 299 Bäumen des initialen gleichzeitigen Projektes „For Forest” von Klaus Littmann im Klagenfurter Stadion. Doch anders als der Stadionwald, der lediglich von der Ferne der Tribünen betrachtet werden konnte, fordern die Stäbe von „out of forest” zum Interagieren auf. Einzelne Hölzer lassen sich so etwa innerhalb der Ausstellungsräumlichkeiten einzeln transportieren, zu Grüppchen arrangieren, ebenso aber auch leicht touchieren, auf dass die stehenden Rundhölzer sich aufgrund ihrer Form mäandernd klangvoll zu Boden bewegen.  Mit „out of forest” reagierte der Künstler unmittelbar auf den Titel der Ausstellung, in der die Arbeit erstmals präsentiert wurde „KAMBIUM - Kunst muss wachsen” (13.09.–31.10.2019, Kunstverein Kärnten, Künstlerhaus Klagenfurt). Kambium, jene Gewebeschicht des Baumstammes, die für das  Wachstum zuständig ist, scheint in der bunten Versammlung an Blochholz weniger aktiv gewesen zu sein. Klein geschnitten und nach einem Ortswechsel vom Wald in den Museumsraum stehen die einstigen „Loser” nun bereit, groß raus zu kommen. (Daniela Gregori)

 

 

 

 

Nicht realisiertes Projekt: Kunst im Dom – Aschermittwoch 2019

 



Mit seiner zweiten, auf den 24. Mai 2015 datierten Enzyklika „Laudato si - Über die Sorge für das gemeinsame Haus” ruft Papst Franziskus in aller Ausführlichkeit zur Bewahrung der Schöpfung auf, seit dem wird er nicht müde auf die Dringlichkeit eines nicht weiter aufzuschiebenden Einschreitens hinzuweisen. Gleich den Beginn des ersten Kapiltels von „Laudato si”, das auf Franz von Assisi zurückgeht, widmet er der Umweltverschmutzung und dem Klimawandel.
In einem für den Aschermittwoch 2019 konzipierten und nicht realisierten Projekt verlagert Arno Popotnig sehr anschaulich wie buchstäblich die Problematik des „gemeinsamen Hauses” Natur ins Gotteshaus, in diesem Falle, den Klagenfurter Dom. Plastikabfälle  überfluten den Mittelgang der Kirche und erinnern an Müllteppiche in der freien Natur zu Wasser und zu Lande und machen einmal mehr deutlich, dass „unser Haus” nicht zwingend vier Wände hat und überdacht ist.  Wer wollte auch derlei in solch Fülle in seinem Heim auf dem Boden haben? Angelegt ist das Projekt partizipativ. Jedes Gemeindemitglied ist im Vorfeld aufgerufen die nutzlos gewordenen Verpackungen zu sammeln und so zum Mitstreiter der Aktion zu werden. Die Weisheit, dass aus kleinen Gesten gemeinsam Großes werden kann, erfährt hier eine eindringliche Umkehrung.
Entsprechend der Aschermittwochsintervention ist auch das Fastentuch aus Planen, Folien und Netzen aus Kunststoff. Fastentücher, die mit bildlichen Szenen aus der Bibel zusammengefügt sind, haben in Kärnten eine lange Tradition, in diesem Falle jedoch darf man während der Fastenzeit über die Kurzlebigkeit der Konsumkultur grübeln. (Daniela Gregori)

 

 

 

Trivium, 2017

 



Ein Raum, ein Tag, drei Kunstformen. Seit dem Jahr 2000 begegnen sich am 14. August, dem Vorabend von Maria Himmelfahrt Vertreter aus Musik, Literatur und Malerei aus der Alpen-Adria-Region  in der Wallfahrtskirche vom Hemmaberg bei Globasnitz. Trivium – tre poti – drei Wege nennt sich die slovenisch / deutschsprachige Veranstaltung, bei der alle drei künstlerischen Bereiche in einer gewissen Ausgewogenheit zum Zuge kommen. Da geht es nicht um Irritation oder einen Wettstreit der Künste und Artikulationen, vielmehr steht der Sprache, Grenzen und Sparten übergreifende kulturelle Austausch im Vordergrund.
Der Hochaltar, die Kreuzwegstationen, die Orgelempore, Arno Popotnig nutzt für seinen Beitrag im Jahr 2017 Orte und Flächen im Kirchenraum, die auch sonst mit Bildwerken besetzt sind. Wo der Blick sonst auf  die vielfach erzählfreudige, bisweilen schmerzerfüllte christlichen Ikonographie fällt, bilden die an allen vier Seiten des Kircheninneren angebrachten Leinwände des Künstlers gleichsam einen Rahmen um die Anwesenden. Während man den literarischen und musikalischen Darbietungen lauscht versinkt der Blick nun in den vielschichtigen Leinwänden des Künstlers, die so zum Resonanzkörper des visuell und auditiv Wahrgenommenen werden. (Daniela Gregori)

 

 

 

 

Raum-Zeichnung-Raum – Artist in Residence in Paliano, Italien, März 2009

Zeichnerische Transformation unterschiedlicher Raumerfassungen durch Einsatz mehrerer Medien